Im vollbesetzten Saal des Wallraf-Richartz-Museums fand mit dem „Kölner Wohngipfel“ quasi der inoffizielle Wahlkampf-Auftakt für die Oberbürgermeister-Kandidierenden in Köln statt. Berivan Aymaz (Bündnis 90/Grüne), Torsten Burmester (SPD) und Markus Greitemann (CDU) traten auf Einladung des Kölner Haus- und Grundstücksbesitzervereins von 1888, des BFW-Landesverbandes NRW und der Wohnungsbau-Initiative Köln (WIK) erstmalig miteinander auf einem Podium an, um vor rund 300 Zuhörern Positionen auszutauschen. Moderiert von Daniel Rettig hatten die drei Kandidierenden zunächst die Gelegenheit, in kurzen, vierminütigen Statements auf die Wohnbau- und Wohnraumsituation in der Domstadt einzugehen.
Berivan Aymaz machte deutlich, dass es ihr vor allem darum geht, die Menschen in Köln in der Quartiersentwicklung mitzunehmen und dabei Bedürfnisse unterschiedlichster Gruppen und Wohnformen zu berücksichtigen. Ein wesentliches Ziel müsse es sein, die langen Planungs- und Genehmigungszeiten zu reduzieren und Einflussmöglichkeiten auf Landes- und Bundesebene zu nutzen, um Baukosten-Reduzierungen anzustreben und vor allem öffentlich geförderten, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Im Gegensatz zu Torsten Burmester und Marcus Greitemann vermied sie das Bekenntnis zu einer wachsenden Stadt. „Wir wollen ein nachhaltiges, lebenswertes Köln für alle, es geht aber nicht darum, es vor allem Vorhabenträgern in allen Belangen recht zu machen“, so Aymaz. Ungeachtet dessen hob sie das Bemühen der Immobilienwirtschaft um nachhaltige Quartiersentwicklung hervor.
Torsten Burmester verwies auf die „dramatische Entwicklung“ in Köln, die die Veranstalter eingangs in verschiedenen Präsentationsfolien deutlich gemacht hatten. „Zahlreiche Wohnungen fallen aus der Mietpreisbindung, parallel wurden zwischen 2015 und 2023 gerade mal 26.000 Wohneinheiten in Köln gebaut, während in München und Hamburg 80.000 Wohneinheiten entstanden sind“, rügte Burmester. Wir müssen mehr bauen, sozial bauen und auch höher bauen“, zeigte Burmester auf. Er möchte vor allem auch Genossenschaften verstärkt berücksichtigen, wenn es darum geht, Wohnraum in Köln zu schaffen. Reformbedürftig ist in seinen Augen auch die Organisation der Verwaltung, in der gleich vier Dezernate sich um das Thema Wohnen kümmern würden.
Bemerkenswert der Griff in die Zitatenkiste, als Burmester den ehemaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer zitierte, der schon 1929 dazu aufgefordert hatte, mehr im Wohnungsbau zu tun. „Lassen Sie uns ein Rathaus des Wohnens werden, lassen Sie uns die schnellste Genehmigungsbehörde Deutschland werden“, forderte Burmeister dazu auf, sich hohe Ziele zu setzen.
Baudezernent Markus Greitemann lieferte ein Bekenntnis zur wachsenden Stadt, betonte die Notwendigkeit eines Baulandmodells, machte aber gleichzeitig deutlich, dass er das im Dezember 2024 verabschiedete Elf-Punkte-Programm des Rates zur Stärkung des Wohnraums „eher als Zustandsbeschreibung, nicht als Lösung“ sieht. Mit der Übernahme der Wohnungsbauleitstelle direkt an das OB-Büro möchte er dafür sorgen, dass Bau- und Planungsverfahren mit deutlich mehr Vehemenz vorangetrieben werden können. Bemerkenswert seine Aussage zum aktuell geforderten Neubaustandard: „EH 40 Ist Unsinn, diese Aussage erlaube ich mir schon aus fachlicher Sicht“, kritisierte Greitemann. Darauf angesprochen, was der Oberbürgermeister Greitemann anders machen könne als der Baudezernent Greitemann, verwies er auf die höhere Weisungskompetenz und das stärkere Durchgriffsrecht des Oberbürgermeisters.
Nach den Statements der Kandidierenden folgen Wortbeiträge von Anton Bausinger (Vorstand Kölner Haus- und Grundbesitzerverein von 1888), Petra Edelbluth (WIK-Vorstandsmitglied) und Elisabeth Gendziorra (Geschäftsführerin BFW NRW) zu unterschiedlichen Bereichen der aktuellen Wohnungssituation. Dabei spielten die Dauer von Planungs- und Genehmigungsverfahren, Baukosten, hohe Auflagen in Bund, Land und Kommune genauso eine Rolle wie die Auswirkungen der Wohnungsnot auf Pendlerströme oder kommunal-fiskalische Aspekte.
In der abschließenden Fragerunde wurden die aufgeworfenen Fragen nochmals vertieft. Fazit: Eine informative Veranstaltung, in der durchaus die unterschiedlichen Positionen aller Beteiligten in einigen Bereichen deutlich wurden.